Japan mit Überraschungserfolg, Asano überlistete schwache DFB-Abwehr

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Japan mit Überraschungserfolg, Asano überlistete schwache DFB-Abwehr
Japan mit Überraschungserfolg, Asano überlistete schwache DFB-Abwehr
Japan mit Überraschungserfolg, Asano überlistete schwache DFB-AbwehrStatsPerform/AFP
Japan sorgte gegen Deutschland für die nächste große Überraschung des Turniers. Obwohl die DFB-Elf das Spiel lange dominierte, konnte die Führung durch einen Gündoğan-Strafstoß nicht weiter ausgebaut werden. Mit Ritsu Doan und Takuma Asano sorgten schließlich zwei Bundesliga-Profis für die aus deutscher Sicht höchst enttäuschende Niederlage.

Ein Stück Stoff sorgte im Vorfeld der Partie für den meisten Gesprächsstoff. Dass unter anderem Manuel Neuer das Tragen der One-Love-Schleife untersagt worden war, offenbarte den Unmut der FIFA, sich mit unangenehmen Themen auseinander zu setzen. Die DFB-Elf hatte sich im Vorfeld der Partie dennoch bemüht gezeigt, die Kontroverse aus den Köpfen zu verbannen und sich stattdessen auf sportliche Themen zu fokussieren. Bei den Mannschaftsfotos zeigte die deutsche Elf nochmals eine sichtbare Reaktion und hielt sich demonstrativ die Münder zu. David Raum jedenfalls durfte sich links hinten beweisen.

Die DFB-Elf möchte sich den Mund nicht verbieten lassen
Die DFB-Elf möchte sich den Mund nicht verbieten lassenAFP

Fünf Spieler in der japanischen Startelf waren in den deutschen Bundesligen aktiv. Schalkes Maya Yoshida trug die Kapitänsbinde und bildete zusammen mit Itakura die Innenverteidigung. Endo und Tanaka bestimmten das Geschehen im Mittelfeld, auch Frankfurts Daichi Kamada stand im Anfangsaufgebot. Die Entscheidung sollten jedoch erst eingewechselte Bundesliga-Profis bringen.

Erste Halbzeit: Deutsche mit Führungstor und viel Ballbesitz

Deutschland präsentierte sich in den Zweikämpfen hartnäckig und ließ die Japaner sofort die eigenen Ansprüche auf spielerische Dominanz spüren. Joshua Kimmich holte sich die Bälle hinten ab, Schlotterbeck und Rüdiger suchten mit weiten Zuspielen das Spielfeld schnell zu überbrücken. Keine schlechte Idee. Immerhin überzeugte die Mannschaft von Trainer Moriyasu nicht nur nach vorne hin mit immenser Laufstärke - wie der frühe Abseitstreffer durch Daizen Maeda (8.) bewies -, sondern fand auch bei deutschen Angriffen schnell einen Weg hinter den Ball. 

Einen Eckball auf den langen Pfosten hätte beinahe Antonio Rüdiger als Torschützen hervorgebracht. Mit einem starken Lauf setzte er sich von seinem Gegenspieler ab, sein Kopfball verpasste das japanische Gehäuse nur knapp (16.). Vier Minuten später leitete Serge Gnabry den nächsten Angriff ein. Mit der Hacke lenkte er den Ball in den Zwischenraum, dort zog Kimmich direkt ab. Der weit vor seiner Linie stehende Japan-Keeper Shuichi Gonda parierte mit kleinen Problemen. Ein Missverständnis zwischen Jamal Musiala und Raum beendete die nächste eigentlich gelungene Passfolge.

Grundsätzlich waren Flicks Spieler um viel Bewegung ohne Ball bemüht. Bewusst umging man dadurch das von Wataru Endo und Ao Tanaka blockierte Zentrum. Sämtliche Bemühungungen scheiterten aber am finalen Pass, auch Topspieler İlkay Gündoğan traf in der 28. Minute nicht die richtige Entscheidung. Anstatt den links freistehenden Raum anzuspielen, zog der Spielmacher aus großer Entfernung selbst ab. Diesmal hielt Torhüter Gonda die Murmel fest.

Raum präsentierte sich immer wieder als Aktivposten, so auch in Minute 31. Der Leipziger - dessen Nominierung vor dem Turnier nicht überall auf Zustimmung getroffen war - düpierte den schwachen japanischen Keeper mit einem angetäuschten Schuss. Gonda riss ihn nieder, Gündoğan durfte zum Elfmeter antreten. Den verwertete der 32-jährige souverän - wenngleich ohne besondere Präzision. Dass die DFB-Elf in Führung ging, war logische Konsequenz des gut durchdachten Positionsspiels. 

Dominanz über weite Strecken, doch Japan gewinnt
Dominanz über weite Strecken, doch Japan gewinntStatsPerform

Von diesem profitierte beinahe auch Wunderkind Musiala. Aus 15 Metern kam er zum Abschluss, verpasste seinen zweiten Länderspieltreffer aber knapp. Dass sich auch Deutschlands falscher Neuner Kai Havertz in der Nachspielzeit nicht in die Torschützenliste eintragen durfte, lag hingegen an einer Abseitsposition. 

Zweite Halbzeit: Überragendes Comeback von Japan

In Halbzeit zwei bekam das Publikum anfangs ein gewohntes Bild zu sehen: Deutschland beherrschte das Spiel, Japan ließ für die Nationalmannschaft viele vertikale Räume offen. Kein Wunder, dass es mit Gnabry wieder ein Deutscher war, der die erste Großchance auf dem Fuß hatte. Sein Schuss zog knapp über das Tor.

Auch Jamal Musiala belohnte sich für eine mehr als gelungene Einzelaktion nicht: Zunächst fuhren seinetwegen vier japanische Verteidiger ins Leere, der anschließende Schuss des 19-Jährigen fand aber nicht den Weg ins Netz.

Die  japanische Antwort kam von der Ersatzbank und hieß Takuma Asano. Der bei Bochum unter Vertrag stehende Stürmer ersetzte den nach seinem frühen Abseitstreffer größtenteils ungefährlichen Maeda - und fand augenblicklich zwei gute Möglichkeiten vor. In Minute 58 scheiterte er mit einem Kopfball nach scharfer Flanke von Junya Ito. Drei Minuten später ging sein Schuss aus gefährlicher Position deutlich über den bundesdeutschen Kasten. Gündoğan verpasste mit einem Stangentreffer hingegen knapp seinen dritten Doppelpack im schwarz-rot-goldenen Trikot (60.).

In der 70. Minute kamen die Bundesadler zu einer Dreifachchance. Zunächst Kimmich mit einem seiner berüchtigten Chip-Bälle über die Abwehr, doch Passempfänger Gnabry scheiterte an Torhüter Gonda. Dessen schwache Leistung aus der ersten Halbzeit korrigierte er selbst in der nächsten Situation endgültig: Über Umwege kam der Ball erneut zu Gnabry, erneut verhinderte Gonda den nächsten DFB-Treffer.

Durch die Hereinnahme von Asano und auch Ritsu Doan schien die Auswahl aus dem Land der aufgehenden Sonne die eigenen Angriffe nun wesentlich konsequenter zu Ende zu spielen. Erstmals musste auch Kapitän Neuer direkt ins Geschehen eingreifen, er wehrte einen scharfen Schuss von Ito mit einem sensationellen Reflex ab. Bei seiner nächsten Aktion stand wieder der deutsche Schlussmann im Mittelpunkt. Er ließ einen starken Schuss von Asano nach vorne abprallen - der Freiburger Doan war an Ort und Stelle und erzielte in der 76. Minute den Ausgleich. Japans Jubel darüber kannte kein Ende.

Doan mit dem Ausgleichstreffer
Doan mit dem AusgleichstrefferAFP

Tatsächlich schien der Underdog Blut gerochen zu haben und ging fortan früh ins Pressing. Deutschland schien mit der Tempobeschleunigung überfordert zu sein. Immer seltener boten sich Flicks Spieler für Zuspiele an, versteckten sich stattdessen im Deckungsschatten des Gegners. Der Trainer reagierte, indem er Musiala aus dem Spiel nahm und den Helden des WM-Finales 2014 ins Spiel brachte.

Die Aura von Mario Götze hinderte Japan jedoch nicht am nächsten Treffer: Traumhaftes steiles Zuspiel aus der eigenen Hälfte von Mönchengladbachs Ko Itakura, Asano setzte sich gegen einen sichtlich überforderten Nico Schlotterbeck stark durch und ließ auch Nationalheiligtum Neuer mit einem kraftvollen Schuss in den Winkel keine Chance (84.).

Der Bundestrainer warf ins Spiel, was zu werfen war: Sowohl Niclas Füllkrug als auch Youssoufa Moukoko feierten ihr WM-Debüt. Obwohl Moukoko mit einer guten Hereingabe für Wirbel im japanischen Strafraum sorgte (90.+2), obwohl Antonio Rüdiger sein Glück mit einem Distanzschuss vesuchte (90.+4) und obwohl der ebenfalls eingewechselte Goretzka (90.+5) es mit einem scharfen Flachschuss noch einmal wissen wollte: nach der überraschenden Niederlage von Argentinien gegen Saudi Arabien sorgte Japan für die nächste ganz große Überraschung der WM 2022.

Zwei entscheidende Aktionen genügen Japan für die Sensation
Zwei entscheidende Aktionen genügen Japan für die SensationStatsPerform

Spieler des Spiels: Takuma Asano

Keine Frage, die Einwechslung von Takuma Asano erwies sich als Geniestreich von Japans Cheftrainer Hajime Moriyasu. Mit seinem Tempo sorgte der Bochumer für ordentlich Gefahr, prüfte mehrmals Manuel Neuer und hatte bei beiden japanischen Treffern seine Füße im Spiel. Grandiose Leistung des 28-Jährigen.

Der Bochumer Asano brachte ordentlich Schwung ins Spiel
Der Bochumer Asano brachte ordentlich Schwung ins SpielStatsPerform