Nach genau zehn Minuten Kampfzeit gelang der bereits sehr erschöpft wirkenden Bellandi aus heiterem Himmel die einzige Wertung im Finale. Die EM-Zweite Olek, die weitaus fitter wirkte, hatte die vier Jahre ältere Topfavoritin bis dahin gut im Griff und in den vier Minuten regulärer Kampfzeit sowie der Verlängerung im Format "Golden Score" die besseren Möglichkeiten zum Sieg.
Für den Deutschen Judo-Bund (DJB) war es nach Bronze für Miriam Butkereit und Mascha Ballhaus bereits die dritte Medaille in Ungarn.
Zuvor Alina Böhm gerächt
Olek hatte schon zuvor am Mittwoch einen überragenden Wettkampf gezeigt. Die Tochter des früheren EM-Dritten Detlef Knorrek hatte im Halbfinale gegen die portugiesische Olympiadritte Patrícia Sampaio gewonnen, gegen die sie im April im EM-Finale verloren hatte. Zuvor hatte Olek im Viertelfinale Asienmeisterin Kurena Ikeda aus Japan bezwungen.
An Ikeda war die zweimalige Europameisterin Alina Böhm am Mittwoch in ihrem Auftaktkampf gescheitert. "Alina war heiß und sehr motiviert und es ist so traurig, dass sie so unglücklich ausgeschieden ist und ihr Traum von der WM so schnell geplatzt ist", sagte Frauen-Bundestrainer Claudiu Pusa.
Bellandi löst Wagner als Titelträgerin ab
Bellandi hatte 2024 das WM-Finale gegen Wagner verloren und nahm nun erfolgreich Revanche. Wagner beendet mit Saisonende ihre Karriere, zur Titelverteidigung in Budapest war sie nicht mehr angetreten. Olek war bis in die Olympia-Saison 2024 nur die deutsche Nummer drei in der Klasse bis 78 kg hinter den Top-Kämpferinnen Wagner und Böhm. Im Hinblick auf die nächsten Sommerspiele 2028 in Los Angeles ist sie nun die große Hoffnungsträgerin.
Das Halbschwergewicht der Frauen bleibt auch ohne erneutes Gold die Parade-Sparte des DJB. 1982 holte dort Barbara Claßen das erste WM-Gold einer deutschen Judoka, 2021 und 2024 sicherte sich Wagner den Titel. Claßen war zudem 1978 und 1984 Europameisterin geworden, zuletzt holte sich Böhm 2022 und 2024 EM-Gold.