Im Sommer, knapp vor Beginn der laufenden Spielzeit galt Manchester City als haushoher Favorit auf die englische Meisterschaft. Nichts deutete darauf hin, dass die jahrelange Dominanz der Citizens enden würde.
Rodri hatte Spanien bei der Europameisterschaft zum Titel geführt, Erling Haaland hatte die neue Saison mit einem Torrekord begonnen und die Rückkehr von Ilkay Gündogan verschaffte den Fans der Skyblues ein emotionales Highlight.
Dass der langjährige Rivale FC Liverpool auf dem Transfermarkt zögerlich agiert hatte und den Abgang von Manager Jürgen Klopp verkraften musste, schien dem Team von Pep Guardiola ebenfalls in die Karten zu spielen. Ein fataler Irrtum.

Guardiola bleibt optimistisch
Vor dem 18. Spieltag der Premier League steckt Manchester City in der größten Krise, seitdem Pep Guardiola 2016 zum Klub gestoßen ist. Nur eines der letzten zwölf Pflichtspiele wurde gewonnen. In der Tabelle liegt man auf dem 17. Rang, vier Punkte fehlen auf die Champions-League-Plätze.
Guardiola weiß, dass die Qualifikation für die Königsklasse ernsthaft gefährdet ist. "Definitiv. Wir müssen Punkte holen, wir müssen gewinnen", sagte der spanische Starcoach vor dem Ligaspiel gegen den FC Everton. Ob seine Mannschaft ein ähnliches Schicksal erleidet wie Stadtrivale United nach dem Abgang von Sir Alex Ferguson? In England seien schon einige große Vereine abgestürzt, so Pep.

"Klar gibt es Zweifel", ob er das Team aus der Krise führen könne, aber "ich bin so optimistisch." Bislang habe er noch "immer Lösungen gefunden", um seiner Mannschaft zu helfen. Einer dieser Lösungsansätze – so berichtet die "Daily Mail" – war äußerst skurril: Seine Spieler durften die vorangegangene Nacht nicht zuhause bei ihren Familien übernachten, stattdessen diente der Etihad Campus als Schlafstätte.
Match-Center: ManCity vs. Everton
Kein Ersatz für Rodri
Eine eindeutige Erklärung für die anhaltende Krise gibt es nicht. Als man Ende Oktober im EFL Cup gegen Tottenham und anschließend gegen Bournemouth verloren hatte, glaubte niemand, dass dieser Durchhänger Startschuss einer monatelangen Misere wäre. Zu oft hatte Guardiola schon bewiesen, dass die großen Trophäen am Ende immer City gehören.
Doch die letzten Wochen haben bewiesen, dass Peps System stärker von individuellen Glanzmomenten abhängt als bislang angenommen. Der Kreuzbandriss von Ballon d'Or-Gewinner Rodri stellte die Mannschaft vor eine gigantische Herausforderung.
In den Jahren zuvor war der defensive Mittelfeldspieler ein absoluter Dauerbrenner gewesen. War Rodri fit, dann spielte er auch. Ein potenzieller Nachfolger oder annähernd gleichwertiger Ersatz wurde nicht aufgebaut.
Als Fernandinho den Verein im Sommer 2022 verlassen hatte, wurde zwar Kalvin Phillips für 49 Millionen Euro verpflichtet, doch der englische Nationalspieler versauerte unter Guardiola auf der Ersatzbank. Schließlich wurde er an Ipswich Town verliehen. Rodris schwere Verletzung hat City vollkommen unvorbereitet getroffen.
Verlangsamter Spielaufbau
Mateo Kovacic hat dessen Rolle notgedrungen übernommen. Doch der Kroate hat taktische Mängel. Lange Pässe nicht seine Spezialität, wodurch der Spielaufbau der Citizens in dieser Saison langsamer wurde.
Mehr Passstationen bedeuten auch mehr Zeit für den Gegner, die Abwehrkette zu verschieben. Es ist zu befürchten, dass auch das von Sean Dyche gecoachte Everton dazu in der Lage ist, diese strategische Schwäche auszunutzen.
"Wir haben versucht, ihm zu helfen, das Spiel zu verstehen – insbesondere haben wir ihm erklärt, was ein defensiver Mittelfeldspieler zu tun hat. Vergangene Saison hat er sich zu viel bewegt. Der defensive Mittelfeldspieler muss da sein, nicht sich bewegen", sagte Guardiola über Kovacic.

Der Trainer weiß, dass sich sein Team in einer enorm schwierigen Phase befindet. Pep glaubt, dass der enge Spielplan und ein Mangel an Trainingseinheiten schuld am wiederkehrenden Verletzungspech sind. Neben Rodri stehen auch die drei Innenverteidiger Ruben Dias, Manuel Akanji und Nathan Ake nicht zur Verfügung.
John Stone hätte sich eigentliche eine Pause verdient, aber "ich kann sie ihm nicht geben", sagte Guardiola mit einem Kopfschütteln: "Ich bin kein Arzt. Aber ich glaube, wenn dein Körper nicht für solche Belastungen bereit ist, verletzt du dich."