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Mehr Abwehr wagen: Nagelsmann denkt um – Kapitän Kimmich zurück auf die Sechs

Julian Nagelsmann hat sich zur Zukunft der deutschen Nationalmannschaft geäußert.
Julian Nagelsmann hat sich zur Zukunft der deutschen Nationalmannschaft geäußert.HENDRIK SCHMIDT / DPA / dpa Picture-Alliance via AFP
Julian Nagelsmann will der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein neues Abwehrdenken vermitteln - und dafür hat er auch gleich ein Verb erfunden. "Wir müssen nicht komplett 'back to the roots', können den Fußball aber vielleicht wieder etwas defensivieren, defensiver denken", sagte der Bundestrainer beim internationalen Trainerkongress in Leipzig am Mittwoch: "Dass wir erst mal zu Null spielen."

Er glaube, "dass es wichtig ist, in gewissen Momenten wieder ein bisschen altmodischer zu denken", betonte Nagelsmann. "Wenn wir eine Video-Analyse machen von 18 Szenen, sind viele Themen rein von Offensivfußball geprägt. In den großen Jahren waren aber nicht immer zehn Edeltechniker auf dem Acker." Das bedeute allerdings nicht, "dass wir nur Bälle nach vorne kloppen und nach dem zweiten Ball rennen, das ist nicht meine DNA".

Verlernt habe Deutschland das Verteidigen sicherlich nicht, "aber wir müssen uns adaptieren an die Spieler, die wir haben. Wir haben nicht die Kaderbreite der Portugiesen, der Spanier oder Franzosen." Dennoch: "Wir haben eine gute Anzahl von guten Fußballern, die auch Lust haben, zu verteidigen."

Nagelsmann nannte diesbezüglich Antonio Rüdiger als Vorbild. "So einer, der richtig Bock hat zu verteidigen - davon brauchst du schon mehr als einen in der Nationalmannschaft", sagte der Bundestrainer. Es gehe um das "Mindset" der Spieler, darum, "kleine Botschaften" an sie zu senden.

Nagelsmann hat sich auch mit dem Chefkritiker Matthias Sammer ausgetauscht, der wieder mehr Geschlossenheit und Robustheit gefordert hatte. "Ich habe ihn angerufen. Ich finde, er hat gute Ansätze", sagte Nagelsmann, das Thema DNA sei aber "sehr komplex".

Kimmich zurück auf die Sechs

Seinen Kapitän Joshua Kimmich versetzt der Coach unterdessen zurück in die Zentrale. "Stand jetzt kehrt er auf die Sechs zurück", so der Bundestrainer: "Weil er einer von zwei, drei Spielern ist, die dort im Klub Stammspieler sind."

Aufgrund der "Kürze der Zeit" bis zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko "haben wir einfach nicht die Option, zu viel zu testen auf dieser Position", betonte Nagelsmann. Er wolle auf Spieler setzen, die "auf dieser Position im Rhythmus sind".

Kimmich spielt beim FC Bayern auf der Sechs, hat in der Nationalmannschaft aber unter anderem während der Heim-EM 2024 rechts hinten ausgeholfen.