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Tour de France: Pogacar vor Gesamt-Sieg – Lipowitz baut Vorsprung aus

Aktualisiert
Tadej Pogacar und sein Rivale Vingegaard im Schlepptau
Tadej Pogacar und sein Rivale Vingegaard im SchlepptauMARCO BERTORELLO / AFP
Radprofi Florian Lipowitz hat seinen dritten Platz im Gesamtklassement bei der Tour de France 2025 gefestigt. Auch das Weiße Trikot des besten Jungprofis hat er auf der letzten Alpen-Etappe in La Plagne erfolgreich verteidigt. Tadej Pogacar steht hingegen unmittelbar vor der erfolgreichen Titelverteidigung.

Der Traum lebt! Florian Lipowitz fährt nach einer famosen Energieleistung dem Podest bei der 112. Tour de France entgegen. Der deutsche Hoffnungsträger distanzierte auf dem brutalen Schlussanstieg des letzten Alpen-Krachers nach La Plagne seinen Verfolger Oscar Onley und baute seinen Vorsprung im Kampf um Gesamtplatz drei trotz eines spektakulären Beinahe-Sturzes kurz vor dem Ziel aus.

Im verkürzten Bergfinale erreichte Lipowitz letztlich sechs Sekunden nach dem niederländischen Tagessieger Thymen Arensman und als Vierter das Wintersportgebiet in 2.052 Metern Höhe.

1:03 Minuten liegt der 24-Jährige aus Ulm im Gesamtklassement wie auch in der Nachwuchswertung nun vor seinem zwei Jahre jüngeren Kontrahenten Onley. Noch trennen Lipowitz zwei Etappen von der ersten Podestplatzierung eines Deutschen seit Andreas Klöden 2006.

Lipowitz im Weißen Trikot
Lipowitz im Weißen TrikotANNE-CHRISTINE POUJOULAT / AFP

Der Österreicher Felix Gall (Decathlon AG2R La Mondiale) beendete die Etappe auf dem sechsten Platz, in der Gesamtwertung liegt auf Rang fünf – bei einem Rückstand von 17:12 Minuten.

Pogacar eine Klasse für sich

Das Gelbe Trikot ist dagegen bereits so gut wie vergeben: Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE Emirates-XRG) fuhr am Hinterrad seines Dauerrivalen Jonas Vingegaard (Visma-Lease a bike) als Dritter ins Ziel. Zwei eigene Attacken auf dem 19,1 Kilometer langen und durchschnittlich 7,2 Prozent steilen Schlussanstieg waren zuvor erfolglos geblieben.

Der Vorsprung Pogacars auf Verfolger Vingegaard beträgt nun 4:24 Minuten, der vierte Gesamtsieg ist dem Weltmeister nur noch theoretisch zu nehmen. Die letzten beiden Etappen stellen im Normalfall keine großen Hürden mehr dar.

Verkürzte Rennstrecke

Das 19. Teilstück war kurzfristig von 129,9 auf 93,1 Kilometer verkürzt worden. Aufgrund des Ausbruchs eines Virus in einer Rinderherde wurde der Col des Saisies aus Rücksicht auf die "Notlage der betroffenen Landwirte" ausgelassen, wie die Organisatoren am späten Donnerstagabend bekannt gaben. Von ursprünglich 4.550 Höhenmetern blieben 3.257 übrig.

Lipowitz (Red Bull-Bora-hansgrohe) ging diesmal nicht in die Offensive. Der Schwabe, der auf der Königsetappe am Donnerstag seinen ersten Einbruch erlebt und einen Großteil seines über zweiminütigen Vorsprungs auf Onley (Picnic PostNL) eingebüßt hatte, blieb bis zum Finale bei seinem Konkurrenten in der Gruppe der Favoriten.

Regen sorgt für große Spannung

Anders Primoz Roglic. Lipowitz' eigentlicher Kapitän schaffte es am ersten Anstieg des Tages in die erste Fluchtgruppe. Das Hauptfeld ließ die Ausreißer aber an der kurzen Leine. Auf der langen Abfahrt zum finalen Berg setzte sich Roglic ab. 21 Kilometer vor Schluss wurde der Slowene gestellt, wenig später fiel er zurück und musste seine eigenen Hoffnungen auf das Podium wohl endgültig begraben.

Im strömenden Regen raste das UAE-Team in den Schlussanstieg hinein. Das Peloton zerfiel, es blieben nur noch wenige Fahrer übrig, darunter auch Lipowitz.

In der Endphase waren die Klassementfahrer eins bis vier unter sich, an der Spitze kämpfte Arensman allein um seinen zweiten Etappensieg. Bei der Zwei-Kilometer-Marke musste Onley abreißen lassen, Lipowitz verschärfte nochmal das Tempo und fuhr einen größeren Vorsprung heraus.

Sonntag Ankunft am Champs-Élysées

Nach dem letzten Kletterspektakel folgt am Samstag eine hügelige Etappe über 184,2 km und 2900 Höhenmeter. Es gilt, heile nach Paris zu kommen, wo die Tour am Sonntag ihr Finale erlebt.

Bei der Rückkehr der Schlussetappe in die französische Hauptstadt – im Vorjahr endete das Rennen aus olympischen Gründen in Nizza – muss in der Schlussphase der Künstlerhügel Montmartre dreimal erklommen werden, der etatmäßige Sprint Royal auf den Champs Élysées ist diesmal nicht gesetzt.

Die letzten beiden Etappen weisen keine großen Schwierigkeiten auf, am Samstag führt die Strecke über 184,2 km von Nantua nach Pontarlier durch hügeliges Gelände. Auch auf der Schlussetappe nach Paris am Sonntag gibt es noch einmal fünf Bergwertungen.