Am Montag spielen bereits fünf der nur sieben für das Einzel qualifizierten deutschen Tennisprofis - und es könnten schnell weniger werden. Zur Weltspitze zählt ohnehin nur Zverev, der, wie Ex-Spielerin Andrea Petkovic vermutet, schon "Rückenschmerzen" haben müsse, weil der Hamburger seit Jahren alleine das deutsche Tennis trägt. Zverev glaubt selbst, dass sich die Situation in naher Zukunft nicht ändern wird.
Der Druck "wird bei mir noch bleiben", sagte Zverev, einer von nur drei deutschen Männern im Hauptfeld des ältesten Tennisturniers der Welt. So wenige waren es zuletzt 1983 - in der grauen Vorzeit vor der Ära Becker/Graf. Zverev geht Montag als klarer Favorit in sein Auftaktmatch am späten Nachmittag gegen den Franzosen Arthur Rinderknech auf dem Centre Court. Das gilt für den formschwachen Jan-Lennard Struff gegen den Österreicher Filip Misolic sowie für Daniel Altmaier gegen den Kanadier Gabriel Diallo nicht.
Und bei den deutschen Frauen? Da ruhen die Hoffnungen vor allem auf Queen's-Siegerin Tatjana Maria - die 37-Jährige greift ebenso wie Nachwuchshoffnung Ella Seidel erst am Dienstag ins Geschehen ein. Am ersten Turniertag kämpfen Australian-Open-Überraschung Eva Lys (gegen die Chinesin Yuan Yue/12.00 Uhr MESZ) und Laura Siegemund (gegen die US-Amerikanerin Peyton Stearns) um den Einzug in die zweite Runde. Die Erwartungshaltung ist gedämpft. "Ich möchte Wimbledon genießen, die Atmosphäre aufsaugen und alles so nehmen, wie es kommt", sagte Lys, die zuletzt von Maria als deutsche Nummer eins abgelöst worden war.
Zverev optimistisch für deutsches Tennis
Die Atmosphäre aufsaugen muss Zverev nicht mehr, er ist schon zum neunten Mal im altehrwürdigen All England Club dabei. Und seine Ambitionen sind groß. "Ich hatte eine ziemlich gute Vorbereitung", sagte der 28-Jährige, der in Stuttgart das Finale und in Halle das Halbfinale erreicht hatte: "Alles in allem habe ich das Gefühl, dass meine Form in den letzten Wochen und Monaten zurückgekommen ist." Das will er auf dem "heiligen Rasen" nun zeigen, in Wimbledon hat Zverev noch nie das Viertelfinale erreicht.
Und die derzeitige Flaute im deutschen Männertennis? Die sieht Zverev nur als "Zwischenphase". In zwei, drei Jahren werde "sich das ändern", sagte der Weltranglistendritte, der mit Blick auf eine Entlastung als einziger Hoffnungsträger auf den vielversprechenden Nachwuchs um Justin Engel setzt. "In der neuen Generation kommt gut etwas nach", sagte Zverev.