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"Vielleicht brauche ich das": Alexander Zverev denkt über Therapie nach

Aktualisiert
"Vielleicht brauche ich das": Zverev denkt über Therapie nach
"Vielleicht brauche ich das": Zverev denkt über Therapie nachAA/ABACA / Abaca Press / Profimedia
Alexander Zverev kann sich zur Linderung seiner mentalen Probleme eine Therapie vorstellen. "Ja, vielleicht. Vielleicht werde ich das zum ersten Mal in meinem Leben brauchen", sagte der deutsche Tennisstar nach seinem Erstrunden-Aus in Wimbledon.

Zverev fühlt sich "ziemlich allein im Leben"

Alexander Zverev suchte nach den richtigen Worten. Immer wieder blickte der deutsche Tennisstar nach unten und knibbelte an seinen Fingern, als er einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gab. "Ich fühle mich im Moment im Allgemeinen ziemlich allein im Leben", sagte der niedergeschlagene Hamburger mit leiser Stimme nach seinem Erstrunden-Aus in Wimbledon: "Und das ist kein schönes Gefühl."

Tennis, versicherte Zverev am Dienstagabend wiederholt, sei gerade nicht das Problem. "Im Moment ist es schwierig, außerhalb des Tennisplatzes Freude zu finden", sagte Zverev. Die Fünfsatz-Niederlage des Weltranglistendritten gegen den französischen Außenseiter Arthur Rinderknech rückte da im All England Club plötzlich in den Hintergrund.

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Vier Wochen Pause

Er versuche, "Wege zu finden, aus diesem Loch herauszukommen", sagte Zverev. Auch eine Therapie schloss er in diesem Zusammenhang nicht aus. Er müsse verstehen, "welche Menschen mir Freude bringen, was mir Spaß macht, was mich motiviert".

Das sei im Alter von 28 Jahren seine "Aufgabe Nummer eins". Wie er die kommenden Tage verbringt, wisse er noch nicht, sagte Zverev - und kündigte eine vierwöchige Tennispause an.

Die wird ihm auch sportlich guttun. Gegen Rinderknech, die Nummer 72 der Welt, wirkte der Olympiasieger von Tokio auf dem Platz ideenlos, stand in kritischen Moment gewohnt weit hinter der Grundlinie und dominierte kaum einen Ballwechsel. Auch eine Nacht Unterbrechung beim Stand von 1:1-Sätzen half ihm nicht. Das überraschende Aus war hochverdient.

Bis zum Masters in Kanada, das Ende Juli beginnt, will er Antworten finden. Vor allem im privaten Bereich. Schon seit den Australian Open im Januar – als er im Endspiel glatt in drei Sätzen gegen den Italiener Jannik Sinner verloren hat – fühle er sich so, sagte Zverev.

Match-Center: Rinderknech vs. Zverev

Debakel statt Sensations-Coup

Sportlich verläuft sein Jahr äußerst durchwachsen. Er jagt immer noch seinen ersehnten ersten Grand-Slam-Titel - auch wenn er davon am Dienstagabend nichts wissen wollte.

In diesem Jahr bleibt ihm mit den Ende August beginnenden US Open nur noch eine Chance auf einen Major-Titel. Die Hoffnung des 28-Jährigen auf den großen Coup schwindet zunehmend.

In Wimbledon, wo er noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen ist, wollte er 40 Jahre nach dem Premieren-Triumph von Boris Becker für eine Überraschung sorgen - stattdessen endete sein 38. Anlauf bei einem Major-Turnier in einem Debakel.

Depression? Bruder Mischa relativiert

Nun gilt es für Zverev, sich mental zu sammeln - auch wenn sein Bruder und Manager Mischa die Aussagen bei Prime Video relativierte. "Nach Niederlagen fühlt man Verschiedenes", sagte Mischa Zverev, der von den Aussagen seines Bruders überrascht war: "Da hat sich nichts Großartiges angedeutet." Im Gespräch mit seinem Bruder nach der Pressekonferenz "schien eigentlich alles okay zu sein", sagte er.

Das klang bei Alexander Zverev kurz zuvor gänzlich anders. "Ich habe viele Schwierigkeiten durchgemacht. Ich habe viele Schwierigkeiten in den Medien durchgemacht. Ich habe viele Schwierigkeiten im Leben allgemein durchgemacht. Ich habe mich noch nie so leer gefühlt", sagte Zverev deutlich. Es fehle ihm "einfach die Freude an allem, was ich tue." Um Tennis, betonte er erneut, gehe es dabei nicht.