USA stellten England vor spürbare Probleme, leistungsgerechte Nullnummer

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USA stellten England vor spürbare Probleme, leistungsgerechte Nullnummer

USA stellten England vor spürbare Probleme, leistungsgerechte Nullnummer
USA stellten England vor spürbare Probleme, leistungsgerechte NullnummerOpt by Stats Perform/AFP
Die Weltmeisterschaft hat ihre fünfte torlose Partie erlebt. Während der Iran in den letzten Minuten gegen Wales sich noch erfolgreich vor einer Punkteteilung gewehrt hatte, schienen England und abermals überzeugenden US-Amerikanern in der Schlussphase die Luft auszugehen. Dass mit dem 0:0 beiden Teams geholfen ist, mag auch seine Rolle gespielt haben.

Gregg Berhalters Mannschaft überraschte die Fußballwelt im Spiel gegen Wales mit einem aggressiven Auftritt. Ähnlich wie im ersten Gruppenspiel belohnten sich die taktisch disziplinierten Amerikaner auch gegen England nicht für eine gute Leistung. In Halbzeit eins entwickelte die USA drückende Dominanz, mehr als ein Lattenkracher von Christian Pulisic wollte aber nicht dabei herausschauen. England tat sich lange schwer, kam über Standardsituationen aber zu teils recht ordentlichen Möglichkeiten. Dass sich die Teams mit einem 0:0 in die Nacht verabschiedeten, schien nach den gezeigten Leistungen durchaus gerecht zu sein.

England war zwar öfters im Ballbesitz, doch die USA waren um einen Tick torgefährlicher
England war zwar öfters im Ballbesitz, doch die USA waren um einen Tick torgefährlicherOpta by Stats Perform

Erste Halbzeit: USA überzeugen, Pulisic trifft Latte

Wirkten die Mannschaften in den ersten Spielminuten noch beide sehr zögerlich, entschlossen sich Southgates Engländer nach zehn Minuten erstmals, den Turbo zu zünden. Nach einer schönen Kombination über Bellingham und Saka war Harry Kane im Strafraum frei zum Abschluss gekommen. Torgarantie? Keineswegs! Denn der 35-jährige Tim Ream warf sich in den Schuss, es gab lediglich Eckball für die Three Lions. Wider Erwarten war diese gefährliche Möglichkeit nicht der Startschuss für ein Offensivfeuerwerk der Engländer. Die US-Amerikaner verteidigten den englischen Spielaufbau exzellent, Stones und Harry Maguire schienen mit der Aufgabe, das Spiel von hinten heraus aufzubauen, leicht überfordert.

Timothy Weah und Haji Wright nutzten ihr Tempo zwar keineswegs für aggressives Forechecking - durch ihre hohe Positionierung entschärften sie allerdings die gestalterischen Qualitäten von Declan Rice und Jude Bellingham. Der Favorit schien von der guten Raumaufteilung gegen den Ball zunehmend gefrustet zu sein. Denn England versuchte zwar alle paar Minuten, sich neu zu erfinden und mit unerwarteten Positionswechseln für Chaos beim Gegner zu sorgen -  doch die nächste Großchance konnten die wesentlich konsequenter agierenden Amis verzeichnen.

Harry Kane blieb häufig an der gegnerischen Viererkette hängen
Harry Kane blieb häufig an der gegnerischen Viererkette hängenAFP

In Minute 17 verlagerte Christian Pulisic das Spiel klug auf die rechte Seite. Der Ball kam zu Weston McKennie, der ehemalige Schalker brachte das Spielgerät gefährlich in den Strafraum, hauchdünn strich die Kugel an Wrights Stirn vorüber. Fortan überließen Kane und Co. dem Gegner zunehmend häufig den Ballbesitz. Nicht immer gelang es Berhalters Mannschaft, diese ungewohnte Aufgabenstellung problemlos zu erfüllen. In der 26. Minute allerdings belohnte sich der Außenseiter beinahe für eine gute Ballstafette nah am englischen Strafraum - McKennie kam zentral vor dem Tor zum Abschluss, konnte das Leder aber nur unzureichend verarbeiten, es ging deutlich über den Kasten von Jordan Pickford.

Die US-Boys gewannen zunehmend Oberwasser. So gehörte auch die beste Chance der ersten Halbzeit Christian Pulisic und nicht etwa Sterling oder Saka - in der 33. Minute nahm sich der Ex-Dortmunder ein Herz und zog vom Strafraumrand weg einfach mal ab: sein gezirkelter Schuss knallte an den Querbalken. Wenngleich die Amerikaner in dieser Phase des Spiels bewiesen, mehr als bloß eine Kontermannschaft zu sein: Pulisic' Lattenkracher wurde für die Engländer zum Weckruf mit Verzögerung.

Zentimeter verhinderten die Entscheidung durch Pulisic
Zentimeter verhinderten die Entscheidung durch PulisicAFP

Die Three Lions verloren allmählich ihre Passivität. Insbesondere Luke Shaw schien die Schnauze voll zu haben, auf taktische Überlegungen zu verzichten und seine gute Flankentechnik für sich sprechen zu lassen. Tatsächlich überzeugten bei den USA aber nicht nur die zehn Feldspieler, auch Matt Turner zeigte eine sehr starke Leistung und pflückte sämtliche Hereingaben cool aus der Luft, um im Anschluss mit einem weiten Abschlag das Spiel schnell zu machen. Die letzte Chance gehörte so oder so den Engländern, Mason Mount war in den Strafraum eingedrungen - bei dessen Flachschuss reagierte Turner erneut stark. Ohne Tore ging es in die Kabinen.

Luke Shaw präsentierte sich von seiner besten Seite
Luke Shaw präsentierte sich von seiner besten SeiteOpta by Stats Perform/AFP

Zweite Halbzeit: Schwindende Kräfte, nachlassende Spannung

Das Remis zur Pause war in Ordnung gegangen, doch Gareth Southgate musste sich offensichtlich eine neue Antwort auf das gute Defensivkonzept von Gregg Berhalter einfallen lassen. Zunächst schien der Spielverlauf in Hälfte zwei jenen aus dem ersten Spielabschnitt zu kopieren. Ream und Walker Zimmerman räumten in Kooperation mit Flankenfänger Turner alles weg, in der Spitze sorgte Pulisic mit Tempodribblings und etwas zu hastig gesuchten Torabschlüssen für ein Raunen in den Zuschauerrängen des al-Bayt Stadiums. 

Christian Pulisic muss mangelnde Effizienz vorgeworfen werden
Christian Pulisic muss mangelnde Effizienz vorgeworfen werdenOpta by Stats Perform/AFP

In der 64. Minute suchte der ehemalige Dortmunder erneut den Abschluss, diesmal höchst unerwartet. Nachdem Harry Maguire sämtliche amerikanischen Eckstöße klasse weg verteidigt hatte, wählte Pulisic rotzfrech die direkte Variante. Pickford griff sicherheitshalber ein. Wenige Minuten später kamen Jack Grealish (27) und Jordan Henderson (32) für die Engländer ins Spiel. Die nur selten wirklich überzeugenden Offensivakteure Sterling und Bellingham gingen etwas demotiviert vom Spielfeld - die Abgeklärheit der beiden Joker brachte jedenfalls viel frischen Wind in das englische Spiel.

Das Pressing der Three Lions nahm zu, mit hoher Intensität versuchte man nun die körperlichen Vorteile vermehrt in den Spielverlauf einzubringen. Am Gesamtbild änderte sich nichts, die US-amerikanische Abwehr erledigte an diesem Freitagabend einen glänzenden Job. In der Endphase merkte man beiden Mannschaften die schwindenden Kräfte an. Während England noch einige Male über Standardsituation gefährlich wurde, konzentrierte sich Berhalters Team von nun an ausschließlich auf Konter. Doch zu klaren Torchancen sollte keines der Teams mehr kommen. Vielleicht auch, weil das 0:0 für beide Teams aus tabellarischer Sicht sehr hilfreich sein kann.

Spieler des Spiels: Tim Ream

Ream nahm Superstar Kane komplett aus dem Spiel
Ream nahm Superstar Kane komplett aus dem SpielOpta by Stats Perform/AFP

Es war eine anspruchsvolle Begegnung zwischen England und den USA. Doch die Offensivakteure überzeugten weniger, als die starken Defensivreihen auf beiden Seiten. Auch Harry Maguire wäre ein Kandidat für den Spieler des Spiels gewesen. Dessen Schwächen im Spielaufbau ließ die Wahl stattdessen auf Tim Ream treffen. Der 35-Jährige läuft bei diesem Turnier zu persönlicher Höchstform auf, in den entscheidenden Momenten neutralisierte er Stürmerstar Harry Kane mit überaus klugem Stellungsspiel.