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Weichenstellung im Ferienparadies: Wer wird Bach-Nachfolger(in)?

Bach ist seit 2013 IOC-Präsident.
Bach ist seit 2013 IOC-Präsident.Cao Can / Xinhua News / Profimedia
Wo andere Luxusurlaub machen, lädt das Internationale Olympische Komitee zum Konklave. Wer beerbt nach zwölf Jahren Thomas Bach Nachrichtenagentur als IOC-Präsident?

Üppige Terrassen mit Traumblick aufs Mittelmeer, ein Infinity-Pool, ein großzügiger Wellnessbereich, ein hauseigener Golfplatz - im Nobelressort "The Romanos" könnten die IOC-Mitglieder um ihren Noch-Präsidenten Thomas Bach vortrefflich ausspannen. Doch das griechische Ferienparadies für dickere Geldbeutel bildet nur die Kulisse für ein Arbeitstreffen mit Langzeitwirkung: Am Donnerstag wird hier der neue Kopf des Internationalen Olympischen Komitees gewählt.

Wichtige Zukunftsfragen geklärt

Glaubt man Bach, sind zumindest die Umstände der Amtsübergabe luxuriös. Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger würden "weniger Unsicherheiten zu bewältigen haben als ich, als ich mein Amt angetreten haben", sagte Bach am Montag und verwies nicht ohne Stolz auf eine 60-prozentige Steigerung der IOC-Einnahmen seit 2013, also seit er zum Herrn der Ringe aufgestiegen ist.

Auch sind die Olympischen Spiele bis einschließlich 2034 vergeben, E-Sport-Games unter dem Zeichen der fünf Ringe beschlossen, und erst kürzlich verlängerte das IOC seinen wichtigsten TV-Vertrag mit dem US-Sender NBC Universal bis 2036 für drei Milliarden Dollar. Welche Erfolgsmeldung also soll Bachs Nachfolger zeitnah verkünden?

Nun ja, vielleicht ist es sogar Bachs Plan, dass es erstmal kaum öffentlichkeitswirksame Wow-Effekte geben wird - geschweige denn einen radikalen Kurswechsel des Tankers IOC. Stabilität ist Trumpf in diesen Zeiten, sagt der 71-Jährige selbst, der trotzdem eine "neue Führungspersönlichkeit" für notwendig erachtet "in einer sich verändernden Welt".

Coventry zählt zu den Favoriten

Es erscheint offensichtlich, dass der Bach-Kurs am ehesten von Kirsty Coventry fortgeführt werden würde, zweimalige Schwimm-Olympiasiegerin aus Simbabwe, erst 41 Jahre alt, aber schon seit 2013 im IOC - und Mitglied in Bachs "Kabinett", der mächtigen Exekutive mit dem Deutschen als Zentralgestirn.

Coventry wäre die erste Frau an der Spitze des IOC, einer Organisation, die sich Geschlechtergleichheit auf die Fahne geschrieben und mittlerweile - bei den Spielen - auch erreicht hat.

Bach selbst antwortete stets ausweichend auf die wiederkehrende Frage, ob er jemanden aus dem Kreis der sieben Anwärter unterstütze. Doch seine knappen Antworten werden als beredt angesehen, zumal einzelne IOC-Mitglieder unter der Hand durchaus eine Bach-Kampagne pro Coventry wahrgenommen haben wollen.

Die Konkurrenz ist bunt

Natürlich sprach sich Bach ebenso wenig öffentlich gegen einen Kandidaten aus, doch bei seiner Rede Ende Februar bei der Generalversammlung der Europäischen Olympischen Komitees in Frankfurt ließ der Fecht-Olympiasieger durchblicken, mit gewissen Inhalten der Wahlprogramme von Leichtathletik-Weltverbandspräsident Sebastian Coe und seinem IOC-Vizepräsidenten Juan Antonio Samaranch - die wie Coventry zum engsten Favoritenkreis gezählt werden - nicht auf einen Nenner zu kommen.

Leise Außenseiterchancen werden David Lappartient eingeräumt. Der Franzose, Präsident des Radsport-Weltverbandes UCI, half dem IOC aus der Patsche, indem er in seiner weiteren Funktion als Frankreichs NOK-Chef zügig eine Bewerbung für die Winterspiele 2030 auf die Beine stellte - die im Schnellverfahren den Zuschlag erhielt. Zudem wurde er von Bach mit der E-Sport-Offensive des IOC betraut und lieferte auch hier.

Underdogs sind allem Anschein nach der britisch-schwedische Geschäftsmann Johan Eliasch, Prinz Feisal al-Hussein aus Jordanien und der Japaner Morinari Watanabe, Vorsitzender des Turn-Weltverbandes.

Doch, das haben mehrere IOC-Präsidentschaftswahlen gezeigt: Mehrheiten werden hinter verschlossenen Hoteltüren gemacht.


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