Im Champions League-Debüt für den FC Bayern München hat Thomas Tuchel mit Manchester City das wohl schwerste Los gezogen, was man sich in der Champions League aktuell vorstellen kann. Die Skyblues um das Star-Ensemble von Erling Haaland, Kevin De Bruyne und Co. wollten im Hinspiel vor heimischer Kulisse im besten Fall bereits die Weichen für das Halbfinale stellen. Tuchel verzichtete auf Routinier Thomas Müller, dafür startete Youngster Jamal Musiala, welcher einmal mehr auf internationalem Niveau seine Klasse zeigen sollte.
Die ersten Minuten der Partie machten direkt klar, dass heute Tempofußball auf Top-Niveau gespielt werden wird. Auf Seiten der Bayern lastete nach dem Handspiel und darauffolgenden Elfmeter zur Niederlage im Pokal besonderer Druck auf dem aufgerückten Jamal Musiala. In der Defensive lag der Fokus darauf, Erling Haaland in die Schranken zu weisen, eine Aufgabe, die vor allem der bullige, schnelle Dayot Upamecano lösen sollte. Den ersten Haaland-Abschluss gab es bereits in der 5. Minute. Der Norweger setzte sich an der linken Strafraumkante durch, wurde aber gut abgedrängt, wodurch der Schuss weit über den Kasten von Yann Sommer segelte.
City mit stürmischem Beginn
Der letzte deutsche Vertreter in der Königsklasse spielte in der ersten Viertelstunde eher passiv, es gelang den Münchenern nur selten, den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten, wodurch dauerhaft ein Tor in der Luft lag. Nach einem Rückspiel zu Sommer in der 14. Minute lief Haaland diesen direkt an. Durch einen Stopp-Fehler entstand hier in wahrhafter Slapstick-Manier beinahe der erste Treffer für die Skyblues. Musiala gelang es in der 25. Minute das erste Mal, Platz im Sechszehner der Hausherren zu finden, nach einem schönen Pass von Sané wurde der Schuss aus kurzer Distanz von Stones entschärft.
Dieser Hauch von Momentum der Bayern wurde direkt wieder zerschmettert. Ein wundervoller Schlenzer von Rodri in der 28. Minute brachte City in Führung, der Spanier konnte bisher noch kein einziges Tor in der Königsklasse erzielen, doch heute gelang ihm ein Treffer, der den Zuschauern den Atem verschlug. Eine Führung, die Pep Guardiolas Elf in eine Art Rausch versetzte, durchgängig liefen sie die Bayern früh an und bauten sich wieder die Dominanz der Anfangs-Viertelstunde auf.
Chancen-Wucher für die Skyblues
Nach 34 Minuten gab es eine Traum-Parade von Sommer, nach einer Flanke von City, faustet er den Ball vor dem bereitstehenden Jack Grealish weg, Millisekunden danach parierte der Schweizer mit seinem rechten Fuß aus wenigen Metern Distanz den Nachschuss von Ilkay Gündogan. Die Bayern konnten aus ihren wenigen Offensiv-Aktionen bis zu diesem Augenblick wenig kreieren, während City sich ärgern musste, nicht höher zu führen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff zog Sané aus knapp 30 Metern auf den Kasten, der Ball flog aber knapp am linken Pfosten vorbei. Mit einem Ergebnis von 1:0 ging es in diesem brisanten Duell daraufhin in die Halbzeit.
Zum Start in die zweite Hälfte begannen die Bayern weitaus energischer als noch im ersten Durchgang, in der 48. Minute prüfte Sané, Ederson mit einem Fernschuss. Kurz darauf waren es dann aber wieder die Skyblues, die sich gefährlich in der Offensive bemerkbar machten, nach einer Slapstick-Aktion von Yann Sommer, gelang es Dayot Upamecano in letzter Sekunde zu retten - Grealish war einschussbereit. Die Bayern wurden zunehmend gefährlicher, wieder war es Sané aus der Distanz, Ederson konnte erneut retten. Bei der darauffolgenden Ecke ist es Stones, dessen Kopf vor De Ligts Abschluss klärt. Die Münchener hatten sich in der Halbzeitpause definitiv nicht vorgenommen, diese Partie aufzugeben.
Wildes Hin und Her
Die Anfangsviertelstunde der zweiten Hälfte war noch zerfahrener und ereignisreicher als die erste. Chancenwucher auf beiden Seiten und Torhüter in Top-Verfassung. In der 57. Minute war es Yann Sommer, der einen Kopfball aus kurzer Distanz noch über die Latte lenkt, nachdem vorher Ederson herausragend halten konnte. Daraufhin beruhigte sich die Partie etwas, doch Bayern war dem Ausgleich weitaus näher, als City dem 2:0. Daraufhin wechselten beide Teams. Musiala verließ auf Seite der Bayern den Platz für Sadio Mané, der bereits mit Liverpool Erfahrungen gegen die City-Defensive sammeln konnte. Bei den Hausherren musste der angeschlagene Kevin De Bruyne runter und wurde durch WM-Sieger Julian Alvarez ersetzt. Wenige Sekunden später dann der Schlag in die Magengrube. Nach einem toll ausgespielten Konter flankt Haaland in der 70. passgenau auf den Kopf von Bernardo Silva, der den Ball zum 2:0 ins lange Eck drückt.
In der 77. Minute war es dann Erling Haaland, der zuvor noch als Assistgeber glänzte, welcher hier mit dem 3:0 zur Entscheidung traf. Nach einem herausragenden Zuspiel von Stones hämmerte der Norweger den Ball in die Maschen des Münchener Netzes und sorgte dafür, dass die Münchener im Rückspiel kaum noch Hoffnungen aufs Weiterkommen haben dürften. Doch City hatte nicht genug, nach einer Ecke in der 86. Minute war es beinahe Rodri, der nach seinem CL-Premierentor hier noch auf 4:0 erhöhte. Wieder war es dann jedoch Sommer mit einem grandiosen Reflex in letzter Sekunde. Dies setzte auch den Schlusspunkt in einer Partie, die Manchester City sicherlich auch mit 7:0 gewinnen hätte können, wenn da nicht die grandiose Leistung von Yann Sommer gewesen wäre.
Verdienter 3:0 Erfolg für Pep Guardiolas Jungs
In einer Partie, die ähnlich enttäuschend für die Fans des FC Bayern verlief, wie das Pokal-Viertelfinale gegen Freiburg, konnte das Team von Thomas Tuchel keine Antwort auf das System von Ex-München Coach Guardiola finden. Nachdem die Gäste zu Beginn der zweiten Halbzeit gut begannen, machte Manchester City ab der 70. Minute wieder ernst und zeigte dem Bundesliga-Rekordmeister die Grenzen auf. Am Ende war es Erling Haaland mit dem Schlusspunkt, der auch durch sein Assist und den ständigen Druck in der Offensive, Spieler der Partie war. Das Tor des Tages hingegen geht an Rodri, dessen Schlenzer die Gala für die Skyblues nach knapp einer halben Stunde eröffnete. Thomas Tuchel muss sich für das Rückspiel etwas einfallen lassen, denn einen 3-Tore Rückstand aufzuholen grenzt gegen das Top-Team aus Manchester an ein Wunder.