Messi vor Fabelmarke - Können Leckies Australier gegen Argentinien erneut überraschen?

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Messi vor Fabelmarke - Können Leckies Australier gegen Argentinien erneut überraschen?

Messi vor Fabelmarke - Können Leckies Australier gegen Argentinien erneut überraschen?
Messi vor Fabelmarke - Können Leckies Australier gegen Argentinien erneut überraschen?AFP
Auf dem Papier ist alles klar: Alleine Lionel Messi ist 15 Millionen mehr Wert als die komplette Nationalmannschaft Australiens. Wie die Socceroos der Albiceleste ein Bein stellen könnten, haben sie aber im Spiel gegen Dänemark gezeigt, als sie einen klaren Favoriten niederrangen. Ganz nebenbei erreicht Lionel Messi die nächste Fabelmarke.

16. Oktober 2004, kurz vor 23:45 Uhr. Stadtduell zwischen Espanyol Barcelona und dem FC Barcelona im alten Olympiastadion. Der FC Barcelona führt in einem biederen Spiel mit 1:0 durch ein frühes Tor des Portugiesen Deco. Als Trainer Frank Rijkaard den Torschützen kurz vor Schluss auswechselt, steht Lionel Messi bereit zur Einwechslung. Es wird das Profidebüt eines Mannes, der knapp 20 Jahre später bei der Weltmeisterschaft in Katar vor seinem 1000. Spiel als Profifußballer steht. Eintausend Spiele voller Dribblings, Pässe, Tore, Vorlagen - voller magischer Momente und Rekorde, wohin man blickt.

Karrierestatistiken von Lionel Messi.
Karrierestatistiken von Lionel Messi.Opta by Stats Perform

Wenn Argentinien am Samstagabend im Achtelfinale auf Australien trifft, steht "La Pulga" einmal mehr im Mittelpunkt. Nicht nur Messi steht für den Qualitätsunterschied zwischen den beiden Teams: Keiner der elf australischen Spieler, die im letzten Spiel gegen Dänemark in der Startelf standen, spielt in einer der fünf großen europäischen Ligen. Vier der elf Spieler spielen sogar in der zweiten Liga, darunter Stürmer Mitchell Duke bei Fagiano Okayama in Japan. Zum Vergleich: In Argentinien spielen alle elf Spieler in den Top-Ligen oder in der UEFA Champions League, darunter der siebenfache Ballon d'Or-Gewinner Messi, Juventus-Flügelspieler Di Maria und Manchester Citys Youngster Julian Alvarez.

Mittelfeldspieler Rodrigo De Paul glaubt, dass Argentinien im Verlauf des Turniers langsam "wie die Nationalmannschaft auftritt, die wir gewohnt sind." Mit einer guten Portion südamerikanischem Pathos kündigt er an: "Ich werde das Trikot verteidigen, bis ich sterbe, und ich werde immer alles geben. Manchmal laufen die Dinge besser oder schlechter, aber ich werde mich nie verstecken. Das ist es, was mich hierher gebracht hat." De Paul, der unter Diego Simeone bei Atletico Madrid auch das Defensivspiel verinnerlicht hat, trug seinen Teil dazu bei, dass Argentinien in den bisherigen drei Spielen des Turniers nur elf Schüsse gegen sich zugelassen hat - das ist der Bestwert aller Teams bei dieser WM. Nachdem es 2018 im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Frankreich nach Hause ging (3:4), will Argentinien dieses Mal vom günstigeren Turnierbaum profitieren und in die Runde der letzten Acht einziehen.

Ein enttäuschter Lionel Messi nach dem Ausscheiden gegen Frankreich im WM-Achtelfinale 2018.
Ein enttäuschter Lionel Messi nach dem Ausscheiden gegen Frankreich im WM-Achtelfinale 2018.Profimedia

Dabei wollen ihnen die Australier einen Strich durch die Rechnung machen. Dabei sitzt ihr Glücksbringer auf der Trainerbank: Nur ein einziges Mal konnte Australien ein Fußballspiel gegen Argentinien gewinnen. Im Juli 1988 war Trainer Graham Arnold noch als Spieler dabei, als die Socceroos mit 4:1 siegten. Australien ist überhaupt erst das zweite Mal in einem WM-Achtelfinale dabei und versucht, das Trauma von 2006 zu besiegen, als ein später, strittiger Elfmeterpfiff für Italien nach einem vermeintlichen Foul von Verteidiger Lucas Neill an Fabio Grosso das Spiel zugunsten der Italiener entschied. Auch wenn die Socceroos noch nie ein WM-Spiel gegen einen Gegner aus Südamerika gewonnen haben, sind die Kängurus in diesem Jahr in jedem Gruppenspiel in Führung gegangen. Eine Qualität, die auch den scheinbar übermächtigen Gegner aus Südamerika in Bedrängnis bringen könnte.

Das Personal: Argentinien

Trainer Lionel Scaloni, der bis zum Spiel gegen Saudi-Arabien eine lange Serie an ungeschlagenen Spielen mit nach Katar brachte, hat nach der Niederlage im Auftaktspiel offenbar die richtigen Hebel gefunden. Gerade die Hereinnahme von Mittelfeldspieler Alexis Mac Allister hat sich bezahlt gemacht, da dieser auf der Halbposition im Mittelfeld seine Freiräume nutzen und gegen Polen sogar das wichtige Führungstor erzielen konnte. Seit der Partie gegen Mexiko am zweiten Gruppenspieltag setzt Scaloni auf eine feste Stammelf und es ist unwahrscheinlich, dass er personell etwas ändert, sollte kein Spieler ausfallen.

Das jedoch könnte Flügelspieler Angel Di Maria drohen, der gegen Polen nach 59 Minuten ausgewechselt wurde. "Er hat etwas in seinem Quadrizeps gespürt und wir haben es vorgezogen, ihn aus dem Spiel zu nehmen", sagte Scaloni. "Jeder weiß, wie wichtig er ist, es lohnt sich nicht, einen Spieler auf dem Platz zu lassen, der eine Verletzung verschlimmern könnte." Sollte der Flügelspieler von Juventus ausfallen, könnte ihn mit Paulo Dybala ein ehemaliger Profi der "Alten Dame" ersetzen.

Im Training lachen sie gemeinsam, gegen Australien wird nur einer von ihnen spielen: Angel di Maria und Paulo Dybala.
Im Training lachen sie gemeinsam, gegen Australien wird nur einer von ihnen spielen: Angel di Maria und Paulo Dybala.Profimedia

Wie immer wird sich das Scheinwerferlicht aber vor allem auf Lionel Messi richten. "Der Floh" wird versuchen, seine persönliche Torflaute zu überwinden. Der PSG-Star möchte zum ersten Mal in der K.O.-Phase der Weltmeisterschaft für Argentinien treffen, denn alle seine acht Tore erzielte er in der Gruppenphase. In der K.O.-Phase blieb er 23 Mal ohne Torerfolg, obwohl er bei den Turnieren 2010, 2014 und 2018 jeweils im Achtelfinale einen Assist beisteuerte und damit der einzige Spieler ist, der bei den drei vorherigen Turnieren in den Ausscheidungsrunden assistierte.

Voraussichtliche Aufstellung von Argentinien:

Em. Martinez - Acuna, Otamendi, Romero, Molina - MacAllister, Fernandez, de Paul - Alvarez, Messi, di Maria

Das Personal: Australien

Der Schlüssel zum überraschenden Achtelfinaleinzug der Australier liegt in ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit - und das auch über den Fußball hinaus. Verteidiger Bailey Wright, der kurz vor dem Spiel gegen Dänemark die Nachricht bekam, dass seine Schwiegermutter im Sterben liegt, äußerte sich nach dem Achtelfinaleinzug: "Es bedeutet mir sehr viel, ich möchte das meiner Frau widmen und ihrer Mutter. Das, was wir mit dieser Leistung erreicht haben, und die Belohnungen, die man jetzt sieht, sind der Lohn für die Anstrengungen der letzten vier Jahre. Als wir uns auf diese Reise begaben, sagte Arnie, dass unser Zusammenhalt uns helfen würde, Geschichte zu schreiben." 'Arnie', das ist Graham Arnold, der Coach der Australier. Ein Trainer, der für viele Spieler wie eine Vaterfigur ist und die Mannschaft trotz fehlender individueller Klasse zu einer schwer zu bespielenden Einheit geformt hat.

Muss während der Weltmeisterschaft mit einem Schicksalsschlag umgehen: Australiens Bailey Wright.
Muss während der Weltmeisterschaft mit einem Schicksalsschlag umgehen: Australiens Bailey Wright.AFP

Ähnlich wie bei den Argentiniern steht nicht zu erwarten, dass Arnold Veränderungen an der Startelf vornehmen wird. Gerade das zentrale Mittelfeld um den hart arbeitenden Jackson Irvine vom FC St. Pauli und den ehemaligen Premier League-Spielmacher Aaron Mooy erwies sich bisher als Prunkstück der Socceroos. Die auf dem Papier offensive 4-4-2-Ausrichtung darf dabei nicht täuschen, gegen den Ball arbeiten auch die Stürmer Riley McGree und Mitchell Duke konsequent mit nach hinten.

Der entscheidende Mann im Spiel gegen Dänemark war Mathew Leckie. Der ehemalige Bundesliga-Spieler ist nach seinem sehenswerten Solo-Treffer zum 1:0-Sieg einer von drei Spielern, die in einem WM-Turnier sowohl ein Tor als auch eine Vorlage für Australien verzeichnet haben. Vor ihm schafften das nur Tim Cahill und John Aloisi. Das Tor gegen Dänemark war sein 14. Tor für die Australier in allen Wettbewerben, fünf mehr als bei jedem anderen Spieler im Kader.

Voraussichtliche Aufstellung von Australien:

Ryan - Behich, Rowles, Souttar, Degenek - Goodwin, Irvine, Mooy, Leckie - McGree, Duke