Wie 2010: Uruguay gewinnt gegen Ghana - doch beide scheiden aus

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Wie 2010: Uruguay gewinnt gegen Ghana - doch beide scheiden aus
Wie 2010: Uruguay gewinnt gegen Ghana - doch beide scheiden aus
Wie 2010: Uruguay gewinnt gegen Ghana - doch beide scheiden ausStatsPerform/AFP
Ghana gegen Uruguay - bei dieser Partie denken nicht nur die Afrikaner an das traumatische Erlebnis im Jahr 2010, als Luis Suarez kurz vor Schluss des WM-Viertelfinals zwischen diesen beiden Nationen mit der Hand einen sicheren Treffer der Ghanaer auf der Torlinie verhinderte. Den fälligen Elfmeter verschoss Asamoah Gyan - und auch zwölf Jahre später lief es ähnlich bitter für die Ghanaer. Im Unterschied zu 2010 schied jedoch auch Uruguay aus.

Bereits vor dem Spiel war klar, was auf dem Spiel steht. Aufgrund der Ausgangslage würde nur entweder Ghana oder Uruguay weiterkommen können, beide Trainer hatten also ein "Do or Die"-Spiel vor der Brust. Otto Addo brachte im Vergleich zum Sieg gegen Südkorea mit Alidu Seidu und Abdul-Rahman Baba zwei neue Außenverteidiger für Tariq Lamptey und Gideon Mensah. Auf der anderen Seite nahm der uruguayische Trainer Diego Alonso sogar drei Veränderungen vor - und die waren durchaus prominent: Mit Diego Godín, Matías Vecino und Edinson Cavani rotierten drei europa-erfahrene Routiniers auf die Bank, für sie starteten Giorgian de Arrascaeta, Facundo Pellistri und Ghana-Schreck Luis Suárez.

Erste Halbzeit: Ghana verschießt vom Punkt, Uruguay eiskalt

Die ersten Minuten verliefen recht holprig. Laut wurde es im Stadion nur, als Portugal im Parallelspiel gegen Südkorea in Führung ging. Die Uruguayer wirkten im Konter etwas zielstrebiger, konnten aber keinen der im Ansatz gefährlichen Angriffe zu Ende spielen. Ghana kam das erste Mal in der 16. Minute vor das Tor - und wie: Einen Schuss von Jordan Ayew von der Strafraumkante wehrte Torwart Sergio Rochet nach Außen ab und holte dort den heranrauschenden Mohammed Kudus von den Beinen. Nach VAR-Check gab der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert Elfmeter für Ghana. André Ayew trat an, doch Rochet bügelte seinen Fehler wieder aus und holte den Ball aus der linken unteren Ecke.

Uruguays Torwart Rochet foult Mohamed Kudus.
Uruguays Torwart Rochet foult Mohamed Kudus.AFP

Auf der anderen Seite kam auch Uruguay zur ersten großen Chance: Liverpools Darwin Núñez tauchte 18 Meter vor dem Tor frei vor Lawrence Ati-Zigi auf und versuchte es mit einem Lupfer, doch Premier League-Kollege Mohammed Salisu kratzte den Ball von der Linie (22.). Besser machten es die Südamerikaner dann vier Minuten später. Nach einer Flanke kam Routinier Luis Suárez auf der linken Seite des Strafraums an den Ball, ließ noch einen Gegner aussteigen und schoss auf die lange Ecke. Ati Zigi konnte noch parieren, doch Giorgian de Arrascaeta lief ein und köpfte den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 für Uruguay ein (26.).

Giorgian de Arrascaeta bringt Uruguay mit 1:0 in Führung.
Giorgian de Arrascaeta bringt Uruguay mit 1:0 in Führung.AFP

Ghana, das zuletzt beim Sieg gegen Südkorea gut mit Rückschlägen umgegangen war, wirkte geschockt und musste gleich den nächsten Gegentreffer schlucken. Wieder bereitete Suarez vor und leitete den Ball hoch auf die linke Seite des Strafraums weiter, wo erneut de Arrascaeta den Ball direkt nahm und unter Torwart Ati Zigi hinweg in die lange Ecke einschob (32.). Uruguay führte mit 2:0 und früh drängte sich bei den ghanaischen Fans der Gedanke auf, dass ihnen erneut ein verschossener Elfmeter gegen Uruguay zum Verhängnis werden könnte.

Ghana brauchte etwas, schüttelte sich aber und kam durch Kudus immerhin zu einer Möglichkeit aus der Distanz, den kraftvollen Schuss konnte Jose Maria Giménez aber blocken (36.). Zumindest defensiv bekamen sie die "Celeste" besser in den Griff und überstanden auch die acht Minuten Nachspielzeit ohne weiteren Gegentreffer. Dementsprechend ging es mit dem 2:0 für Uruguay in die Pause, zu diesem Zeitpunkt waren die Südamerikaner aufgrund des 1:1 der Südkoreaner im Parallelspiel im Achtelfinale.

Zweite Halbzeit: Offener Schlagabtausch und zwei Verlierer

Otto Addo dürfte in der Halbzeit klare Worte für seine Männer gefunden haben, entsprechend starteten die Ghanaer mit zwei Wechseln in die zweite Hälfte. Kamaldeen Sulemana und Osman Bukari kam aufs Feld, die unglücklichen Ayew-Brüder blieben in der Kabine. Wenige Sekunden in der zweiten Halbzeit dann auch gleich die erste Chance für die Afrikaner, doch nach einer Hereingabe von der rechten Seite durch Bukari verpasste Kudus knapp (46.) und hätte dabei ohnehin im Abseits gestanden. Im Passspiel wirkte der viermalige Afrikameister nun stabiler, konnte sich aber zunächst keine Torchancen herausspielen.

Im Gegensatz dazu kamen die Uruguayer mit ihrem ersten Angriff der ersten Halbzeit zur nächsten kniffligen Szene. Ein langer Ball in den ghanaischen Strafraum fand Darwin Nunez, der sich den Ball weg vom Tor nach links vorlegte, aber von Daniel Amartey getroffen wurde (57.). Siebert ließ weiterspielen und ließ sich auch durch einen VAR-Eingriff nicht vom Gegenteil überzeugen. Glück für Amartey, denn er hatte bei seiner Grätsche gegen Nunez den Ball nur denkbar leicht touchiert. 

Ghanas Daniel Amartey trifft leicht den Ball im Duell mit Darwin Nunez - kein Elfmeter.
Ghanas Daniel Amartey trifft leicht den Ball im Duell mit Darwin Nunez - kein Elfmeter.AFP

Die Südamerikaner waren nun kurz davor, alles klarzumachen. Youngster Pellistri kam aus zehn Metern halblinks zum Abschluss, aber zielte knapp links am Tor vorbei (65.). Auf der anderen Seite fiel nach einer Ecke von links Thomas Partey der Ball fünf Meter vor dem Tor auf den Fuß, doch der Profi vom FC Arsenal konnte ihn nicht kontrollieren und Rochet im Tor der Uruguayer in Bedrängnis bringen (68.). Uruguay kam in Person von Federico Valverde zu einem Distanzschuss, den Ghanas Torwart Ati Zigi gut parierte (70.). Chancen auf beiden Seiten, aber die eine große war nicht dabei und so bekamen die Uruguayer die Partie weiterhin gut kontrolliert.

Coach Addo legte unter anderem mit Daniel-Kofi Kyereh nach, aber die Uruguayer standen in einem massiven 4-4-2 und verteidigten routiniert den Vorsprung. So dauerte es bis zur 79. Minute, bis Ghana gefährlich vor das Tor kam. Aus spitzem Winkel kam der eingewechselte Antoine Semenyo mit links zum Abschluss, zielte aber knapp an der langen Ecke vorbei. Wenige Sekunden später schon die nächste Möglichkeit: Aus 17 Metern kam Kudus nach Ballgewinn des ehemaligen Bundesliga-Spielers Baba zu einem Flachschuss, auch hier war Torwart Rochet aber zur Stelle und lenkte den Ball um seinen rechten Pfosten (81.).

Einer der Auffälligsten bei den Ghanaern: Ajax-Spielmacher Mohamed Kudus.
Einer der Auffälligsten bei den Ghanaern: Ajax-Spielmacher Mohamed Kudus.AFP

Dramatik kam dann auf, als in der 85. Minute die Nachricht vom Treffer Südkoreas gegen Portugal ins Al Janoub Stadium rüberschwappte. Uruguay brauchte nun in den letzten Minuten einen weiteren Treffer, die in der zweiten Halbzeit tief stehende Verteidigungslinie der Südamerikaner rückte augenblicklich rund 15 Meter nach vorne. Uruguay versuchte alles, auch Innenverteidiger Coates ging als weiterer Stürmer nach vorne. Cavani lief von links in den Strafraum und wurde von Seidu bedrängt, Siebert ließ aber auch hier weiterspielen (90.+2) - erneut Glück für die Ghanaer. Wenige Minuten später kam der eingewechselte Maximiliano Gómez bei einem Distanzschuss nah an den Ausgleich, doch auch hier war Ati Zigi zur Stelle (90.+5). Auf der anderen Seite war es Sulemena, dessen Schuss von Rochet pariert wurde (90.+6).

Eine Chance bekamen die Uruguayer noch: Nach einem Foul von Seidu an Cavani gab es einen Freistoß von der halblinken Seite. Doch der Versuch von Nicolas de la Cruz landete in den Armen von Lawrence Ati Zigi (90.+10). Ein offener Schlagabtausch, dessen Sieger am Ende nicht auf dem Platz stand: Südkorea. Beide Teams schafften es in den letzten Sekunden nicht mehr, einen Treffer zu erzielen, und sanken nach Abpfiff gemeinsam enttäuscht zu Boden. Uruguay und Ghana scheiden in Gruppe H aus.

Zwei enttäuschte Trainer: Diego Alonso und Otto Addo.
Zwei enttäuschte Trainer: Diego Alonso und Otto Addo.AFP

Spieler des Spiels: Giorgian de Arrascaeta

Der Doppeltorschütze ist der Mann des Spiels. Neu reingekommen für Matias Vecino stand er nicht nur bei den Toren häufig richtig und war an allen wichtigen Aktionen beteiligt. An ihm lag es nicht, dass Uruguay nicht noch das entscheidende dritte Tor erzielen konnte, das zum Achtelfinale gereicht hätte.

Giorgian de Arrascaeta bejubelt eines seiner zwei Tore gegen Ghana.
Giorgian de Arrascaeta bejubelt eines seiner zwei Tore gegen Ghana.AFP