Yakins Eidgenossen wollen CR7 und Portugal ins Stolpern bringen

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Yakins Eidgenossen wollen CR7 und Portugal ins Stolpern bringen
Cristiano Ronaldo auf dem Rasen des Education City Stadiums
Cristiano Ronaldo auf dem Rasen des Education City Stadiums
AFP
Weder Portugal noch die Schweiz waren bei Weltmeisterschaften in der Vergangenheit besonders erfolgsverwöhnt. Im Gegenteil, der letztmalige Viertelfinaleinzug liegt da wie dort viele Jahre zurück. Der Favorit am Mittwochabend (20 Uhr, live auf ARD, Magenta Sport und im Flashscore Audiostream) ist schnell ausgemacht. Cristiano Ronaldos Portugiesen verfügen über einen starken Kader – doch kaum ein Team ist so sehr für Überraschungen prädestiniert wie jenes der Eidgenossen.

Lange ist es her, dass die Schweiz in einem WM-Viertelfinale stand - 68 Jahre, um genau zu sein. Deutsche Fußballfans werden das Jahr 1954 immer mit dem Wunder von Bern verknüpfen, Schweizer Fans mit dem torreichsten Spiel der WM-Geschichte – der Hitzeschlacht von Lausanne. Obwohl Trainer Karl Rappan ein Vordenker des Catenaccio gewesen ist, gegen die damals noch als spielstark geltenden Österreicher kassierte die Nati sieben Gegentore – und erzielte ihrerseits fünf. Zwölf Treffer in einem Spiel nie – die Schweiz in einem WM-Viertelfinale ebenso wenig. Granit Xhaka und Kollegen verfügen vor dem Duell mit Portugal über eine historische Chance.

Wenngleich die Kräfteverhältnisse auf dem Papier klar verteilt sind und das bei dieser WM anfänglich vorherrschende Favoritensterben im Achtelfinale ein jähes Ende fand: Der Schweiz ist die große Überraschung gegen Portugal zuzutrauen. Nach einem hitzigen Duell mit Serbien waren die Eidgenossen aufgestiegen, die Kritik an Trainer Murat Yakin verstummte allmählich. Denn obwohl dem ehemaligen Stuttgart- und Lauternspieler zu Beginn seiner Trainerkarriere eine große Zukunft weisgesagt wurde, hielt sich die Begeisterung in der Schweiz bei dessen Bestellung zum Nationaltrainer 2021 in Grenzen. 

Murat Yakin erlebt nach persönlicher Durststrecke eine Hoch mit der Nati
AFP

Zwei Meistertitel mit dem FC Basel (2013, 2014) und Ausrufezeichen im Europacup waren, nachdem Yakin bei seinen späteren Stationen erfolglos geblieben war, aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Bevor ihn der SFV als neuen Nationaltrainer vorstellte, hatte er den Schweizer Zweitligisten FC Schaffhausen trainiert. Über die Kontaktaufnahme war selbst der heute 48-Jährige verwundert – die traditionell pessimistisch gestimmte Schweizer Öffentlichkeit ebenso. 

Nach den guten Auftritten in der Gruppenphase erfasste die 26 Kantone eine leichte Euphorie. Anlass genug für Yakin, die Ereignisse zu realisieren: "Vor etwas mehr als einem Jahr hätte ich mir nie vorgestellt, hier in diesem Raum zu sitzen. Aber so ist Fußball. Ich bin stolz und glücklich, diesen Job machen zu dürfen."  

Die nächste Herausforderung hätte einfacher ausfallen können. Portugal verfügt nicht nur über einen alternden Superstar – die Iberer sind auf so gut wie jeder Position Weltklasse besetzt. Insbesondere Spielmacher Bruno Fernandes geigt im Team regelmäßig groß auf. Durch eine gute Mischung aus Spielverständnis und Physis war er speziell im zweiten Gruppenspiel gegen Uruguay ein wichtiger Faktor. Zwei Treffer ließ sich der 28-Jährige gutschreiben. 

Vier Scorerpunkte in zwei Spielen sprechen eine klare Sprache
Opta by Stats Perform/AFP

Obwohl Portugal eine lange Fußballhistorie besitzt, der WM-Titel blieb bislang aus. 1966, mit Ikone Eusébio im Angriff, und 2006 in Deutschland, als noch Luís Figo die Mannschaft anführte, wurde ein Halbfinale erreicht. Mehr gab es bei Weltmeisterschaften nicht zu ernten. Den größten Erfolg feierte das nur 10 Millionen Einwohner beherbergende Land 2016. Im Endspiel wurde Frankreich bezwungen, der erste internationale Titel war die Folge. Fernando Santos’ Team dürfte also am Mittwochabend (20 Uhr) nicht nur motiviert sein, ins Viertelfinale einzuziehen – sondern auch, am 18. Dezember erneut im Lusail Iconic Stadium antreten zu dürfen. 

Das Personal: Portugal

Außenspieler Rafael Leão könnte neben dem als Mittelstürmer eingesetzten CR7 ebenfalls ein großer Faktor im Team sein. Beim AC Milan entwickelte er sich in den vergangenen Jahren prächtig, in 20 Pflichtspielen im abgeschlossenen Halbjahr kam er für die Rossoneri auf gesammelt 16 Scorerpunkte (sieben Treffer, neun Assists). Im Nationalteam musste er sich meist hinter João Félix anstellen. Sogar gegen Südkorea, als Trainer Santos fleißig rotierte, kam Leão nur zu einem Kurzeinsatz. Trotz einer sehr aktiven Spielweise wird der Coach im Achtelfinale vermutlich erneut dem unter Formschwankungen leidenden Félix den Vorzug geben.

Zwei wichtige Spieler fehlen: Die PSG-Spieler Nuno Mendes und Danilo Pereira fallen weiterhin verletzt aus. Linksverteidiger Mendes musste ohnehin sein vorzeitiges WM-Aus hinnehmen, der Dortmunder Guerreiro übernimmt dessen Posten. Pereiras Rippenbruch verheilt, wie man hört, gut, das Spiel gegen die Schweiz dürfte aber noch zu früh kommen. Der offensive Mittelfeldspieler Otávio ist ebenfalls fraglich. 

Voraussichtliche Aufstellung von Portugal:

Costa – Cancelo, Dias, Pepe, Dias, Guerreiro – Neves, Silva, Carvalho – Fernandes, Ronaldo, Félix

Das Personal: Schweiz

Mit großen Verletzungssorgen muss sich Murat Yakin glücklicherweise nicht herumplagen. Einzig der Einsatz von Yann Sommer ist weiterhin fraglich. Im Zweifelsfall – wie schon gegen Serbien – der Dortmunder Gregor Kobel ran. In Deutschland weiß man um dessen Qualitäten, mit seiner Aura und Erfahrung wäre Sommer aber zweifelsohne eine tragende Säule im Schweizer System.

Breel Embolo wird weiterhin als Neuner agieren, zwei Treffer in der Gruppenphase bestätigten den Eindruck, im Nationaldress würde der ehemalige Bundesliga-Spieler (heute Monaco) erst zur Höchstform auflaufen. Den Ton im Gefüge werden auf jeden Fall Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka angeben – ob es dann für die nächste Überraschung reicht, bleibt abzuwarten.

Voraussichtliche Aufstellung der Schweiz:

Kobel - Widmer, Schär, Akanji, Rodríguez - Freuler, Xhaka - Shaqiri, Sow, Vargas - Embolo