Viel Leerlauf, dann Drama: Kroatien kegelt Brasilien im Elfmeterschießen aus dem Turnier

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Viel Leerlauf, dann Drama: Kroatien kegelt Brasilien im Elfmeterschießen aus dem Turnier

Viel Leerlauf, dann Drama: Kroatien kegelt Brasilien im Elfmeterschießen aus dem Turnier
Viel Leerlauf, dann Drama: Kroatien kegelt Brasilien im Elfmeterschießen aus dem TurnierStatsPerform/AFP
Das erste Viertelfinale der WM in Katar fand zwischen Kroatien und Brasilien statt. Die Brasilianer um Superstar Neymar, bei denen nach der 4:1-Gala gegen Südkorea nicht wenige schon vom Titel sprachen, mussten gegen Kroatien ins Elfmeterschießen und unterlagen dort aufopferungsvoll kämpfenden Kroaten. Bei den Südeuropäern wurde erneut Elfmeterkiller Dominik Livakovic zum Helden.

Beide Trainer waren zufrieden mit den Auftritten ihres Teams im Achtelfinale, dementsprechend wenige Veränderungen nahmen sie vor: Bei den Kroatien kehrte der zuvor verletzte Borna Sosa auf der Linksverteidiger-Position für Barisic zurück. Außerdem rückte Atalantas Mario Pasalic für Stürmer Petkovic ins Team. Pasalic, eher offensiv ausgerichteter Mittelfeldspieler, begann taktisch etwas weiter hinten, während Hoffenheims Andrej Kramaric in der Sturmspitze startete.

Aufstellungen Kroatien v. Brasilien
Aufstellungen Kroatien v. BrasilienFlashscore

Brasiliens Coach Tite nahm keinen Wechsel im Vergleich zum ungefährdeten 4:1-Erfolg gegen Südkorea vor. Etwas überraschend, dass Eder Militao auf der rechten Abwehrseite seine Position behielt, obwohl der eigentliche Stammspieler Alex Sandro wieder einsetzbar war.

Erste Halbzeit im Zeichen des Abtastens

Wie erwartet waren beide Teams in den ersten Minuten auf defensive Stabilität ausgerichtet. Gerade den Kroaten war anzumerken, wie konzentriert sie agieren wollten. Die erste Chance ließ demnach zwölf Minuten auf sich warten: Juranovic kam von der rechten Seite zur Flanke, Perisic erwischte den Ball in der Mitte aber nicht voll. Brasilien kam in den ersten zwanzig Minuten nicht einmal gefährlich in den Strafraum der Kroaten. Ihr Können deuteten die Südamerikaner ein erstes Mal in Person von Vinicius Jr. an, dessen Schuss von der linken Strafraumkante allerdings geblockt wurde, der Nachschuss von Casemiro war ungefährlich (21.).

Zweikämpfe bestimmen die erste Halbzeit zwischen Kroatien und Brasilien.
Zweikämpfe bestimmen die erste Halbzeit zwischen Kroatien und Brasilien.AFP

Brasilien wurde jetzt stärker und erspielte sich mehr Ballbesitzanteile, ohne jedoch große Gefahr auszustrahlen. Die Kroaten schafften es weiterhin, Phasen der Entlastung herzustellen und gerieten defensiv nie wirklich in Gefahr. Das spielstarke Mittelfeld um Marcelo Brozovic, Mateo Kovacic und Luka Modric kontrollierte die Partie. Ein abgefälschter Freistoß von Neymar direkt in die Arme von Dominik Livakovic war da schon das Gefährlichste in der ersten Halbzeit (42.). Somit ging es torlos in die Kabine.

Brasilien wird stärker, Kroatiens Defensive hält

Unverändert kamen beide Teams aus der Kabine, insbesondere Kroatiens Coach Zlatko Dalic dürfte mit dem Auftritt seiner Spieler einverstanden gewesen sein. Wenige Minuten nach Wiederanpfiff dann direkt die erste Schrecksekunde für die Kroatien: Nachdem sich die Brasilianer über die rechte Seite durchgespielt hatten, lenkte Lovren den Ball aufs eigene Tor, doch Livakovic konnte mit einer Fußabwehr parieren (47.). Kurz darauf ließ Schiedsrichter Michael Oliver ein potenzielles Handspiel von Juranovic im eigenen Strafraum weiterlaufen - eine vertretbare Entscheidung (48.).

Die beste Chance bis dahin kam dann in der 55. Minute: Nach einem Abpraller in der kroatischen Abwehr sprang der Ball auf die linke Strafraumseite zu Neymar, der im Fall zum Abschluss kam. Doch einmal mehr war Livakovic auf dem Posten und konnte mit dem Fuß abwehren. Tite wechselte im Anschluss aus und brachte Antony von Manchester United und Rodrygo von Real Madrid - ein Zeichen für eine starke Tiefe im Kader. Weiterhin schafften es die Kroaten aber, mit Ballbesitzphasen das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und somit Brasilien seiner Stärke zu berauben.

Kein ungewohntes Bild: Neymar am Boden.
Kein ungewohntes Bild: Neymar am Boden.AFP

Insgesamt bewegte sich das Spiel auf einem sehr dürftigen Niveau, nur hin und wieder hatte Brasilien seine Chancen: Lucas Paqueta bekam einen Ball in den Strafraum durchgespielt, sein Schuss blieb aber wieder am hervorragend aufgelegten Livakovic hängen (66.). Immer wieder nahm sich das Spiel seine Auszeiten, doch die Kroaten fielen in dieser Phase tiefer in die eigene Hälfte. Neymar hätte das fast ausgenutzt, doch ähnlich wie zwanzig Minuten zuvor stand bei seinem Schuss aus spitzem Winkel Dinamo Zagrebs Livakovic im Weg (76.). Auch wenn der ganz große Druck fehlte, wurde das Spiel immer mehr zu einem Privatduell der Brasilianer mit dem kroatischen Torwart. Auch Marquinhos scheiterte mit seinem Flachschuss von der Strafraumkante am 27-Jährigen (80.). 

Brasilien erhöhte in den letzten Minuten den Druck und versuchte, die Kroaten im eigenen Strafraum einzuschnüren. Doch den Männern vom Balkan gelang es trotz sichtbar schwindender Kräfte, die Südamerikaner vom eigenen Tor fernzuhalten. Auch nach 90 Minuten stand es 0:0, es ging in die Verlängerung.

Verlängerung: Neymars Geistesblitz macht den Unterschied

Würden die Brasilianer in der Extrazeit das Risiko erhöhen? Diese Frage waberte durchs Education City Stadium. Und in der Tat rückte das Team von Tite noch ein paar Meter weiter auf. Sie bestimmten jetzt das Spiel, Kroatien zog sich immer weiter vor das eigene Tor zurück. Von den langen Ballbesitzpassagen der Südeuropäer war nichts mehr zu sehen. Die erste kleinere Möglichkeit in der Verlängerung kam durch Lucas Paqueta zustande, der verpasst eine Hereingabe von Rodrygo allerdings knapp (99.). Kurz darauf setzte der eingewechselte Pedro aus 16 Metern zum Seitfallzieher an, traf den Ball allerdings nicht richtig und brachte nur einen harmlosen Roller zustande (101.).

Die beste Möglichkeit der Kroaten bis dahin entstand in der 103. Minute: Der eingewechselte Angreifer Bruno Petkovic wurde auf links geschickt, setzte sich fast 'brasilianisch' gegen zwei Gegner durch und legte in den Rückraum zu Brozovic. Dessen freier Abschluss aus 16 Metern geriet zu hoch und ging über den Kasten von Alisson. Fast postwendend bekam Kroatien die Quittung: Nach einer Kombination durch die Mitte setzte sich Neymar auf dem Bierdeckel durch, dribbelte sich auch an Torwart Livakovic vorbei und setzte den Ball aus spitzem Winkel unter die Latte - 1:0 für Brasilien (105.+1).

Diesmal ist er obenauf: Neymar lässt sich für sein 1:0 gegen Kroatien feiern.
Diesmal ist er obenauf: Neymar lässt sich für sein 1:0 gegen Kroatien feiern.AFP

Kroatien war nun gefordert: Angepeitscht von ihren zahlreich mitgereisten Fans versuchten sie, offensiv Gefahr zu entwickeln und endlich den ersten Schuss auf das Tor der Brasilianer abzugeben. Das Mittel der Wahl sollten hohe Bälle auf die inzwischen eingewechselten Bruno Petkovic und Ante Budimir sein. Doch Kroatien mühte sich und kam zu keinen Abschlüssen - bis zur 117. Minute. Dann ließ Brasilien über die rechte Defensivseite etwas zu viel Platz, sodass der eingewechselte Orsic den Ball flach reingeben konnte, wo Bruno Petkovic mit links abzog. Sein Schuss wurde unhaltbar für Alisson abgefälscht - der Ausgleich für die Kroaten drei Minuten vor dem Ende. Mit diesem Drama kurz vor Schluss ging es ins Elfmeterschießen. 

Bruno Petkovic bejubelt mit seinen Kollegen den späten Ausgleich gegen Brasilien.
Bruno Petkovic bejubelt mit seinen Kollegen den späten Ausgleich gegen Brasilien.AFP

Elfmeterschießen: Livakovic wird erneut zum Helden

Die Kroaten hatten nach dem späten Ausgleich den psychologischen Vorteil, zudem hatte ihr Torwart Livakovic vor wenigen Tagen gegen Japan drei Elfmeter pariert. Und gleich beim ersten brasilianischen Elfmeter wuchs Livakovic wieder über sich hinaus und parierte den Schuss von Vlasic. Da bei Kroatien alle vier Spieler vom Punkt trafen, lastete der Druck bereits auf Brasiliens viertem Schützen Marquinhos. Dieser verlud zwar Livakovic, traf aber nur den Pfosten. Kroatien jubelte, Brasilien sank zu Boden und muss nun die Heimreise antreten. Für Kroatien geht es im Halbfinale gegen Argentinien oder die Niederlande.

Marquinhos schießt den entscheidenden Elfmeter an den Pfosten.
Marquinhos schießt den entscheidenden Elfmeter an den Pfosten.AFP

Spieler des Spiels: Dominik Livakovic

Auch wenn er in der regulären Spielzeit keine Weltklasse-Parade zeigen musste, strahlte der Torhüter der Kroaten einmal mehr enorme Sicherheit aus und überzeugte vor allem damit, dass er die große Mehrheit der Bälle auch festhielt. Im Showdown im Elfmeterschießen brach er bereits früh den Flow der Brasilianer, indem er gleich den ersten Elfmeter von Rodrygo parierte.