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Ligue 1: Immer ein hitziges Duell — Marseille empfängt PSG

Pavel Křiklan / Micha Pesseg
Marseilles Guendouzi weiß nicht, was er getan hat — Marco Verratti fordert vom Schiedsrichter jedenfalls Gelb (re.)
Marseilles Guendouzi weiß nicht, was er getan hat — Marco Verratti fordert vom Schiedsrichter jedenfalls Gelb (re.)Profimedia
Kein Duell im französischen Fußball birgt mehr Brisanz in sich als jenes zwischen Olympique Marseille und PSG. Der Stolz des Südens gegen den Großklub aus der Hauptstadt. Am Sonntagabend (20:45 Uhr) kommt es zum direkten Duell zwischen den beiden Rivalen, es ist gleichsam das Duell des Tabellenersten mit dem Tabellenzweiten. Für gewöhnlich ist "Le Classique" ein außerordentlich hitzig geführtes Duell. Wir werfen einen Blick zurück, auf die vergangenen drei Aufeinandertreffen. Zweimal behielt PSG die Oberhand, vor gerade einmal drei Wochen war jedoch das Team von der Côte d'Azur erfolgreich.

17. April 2022, PSG vs. Marseille 2:1

Bemerkenswert: Marseille nimmt Messi und Mbappé komplett aus dem Spiel 

Schon in der Vorsaison gab es ein Duell zwischen dem Tabellenersten und dem Zweiten. Für OM galt das Spiel als letzte Möglichkeit, das Titelrennen noch einmal spannend zu machen. Doch vor 46.000 Zusehern im Parc des Princes setzte sich der große Favorit durch, der Abstand zwischen den beiden Teams wuchs auf 15 Punkte an — sechs Runden vor Schluss. Die Pariser konnten den Champagner einkühlen.

Marseille war nach nur 12 Minuten in Rückstand geraten. Verratti spielte einen wunderschönen Lochpass in die Spitze, Neymar setzte sich im Laufduell gegen Rongier durch und setzte den Ball auf artistische Weise in den Torwinkel. Marseille zeigte sich um eine Reaktion bemüht und versuchte der spielerischen Dominanz von PSG mit Kampfgeist entgegenzuwirken. In der 31. Minute glich der im Sommer zu Southampton abgewanderte Duje Caleta-Car nach einem wilden Durcheinander im Strafraum aus, Payet hatte einen Eckstoß zur Mitte gebracht. 

Im Gegensatz zum an sämtlichen Pariser Offensivaktionen beteiligten Neymar blieben Lionel Messi und Mbappé erschreckend harmlos, kreierten keine einzige Großchance. Dass sich Kylian Mbappé als Torschütze des Siegestreffers feiern lassen durfte, ist auch eher dem Brasilianer zu verdanken. Aus kurzer Distanz hatte er die Hand des Gegners getroffen, Schiedsrichter François Letexier entschied — eine umstrittene Entscheidung auf Strafstoß, Mbappé verwandelte staubtrocken.

Der vermeintliche Ausgleich für Marseille wurde in der 85. Minute aberkannt. Payet zirkelte einen Freistoß schön aufs lange Eck, der Treffer durch Saliba wurde wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen. 

16. Oktober 2022, PSG vs. Marseille 1:0

Bemerkenswert: PSG spielt Marseille in Halbzeit eins an die Wand

Sechs Monate später präsentierten sich sowohl Messi als auch Mbappé deutlich auffälliger. Schon nach fünf Minuten wäre eine 3:0-Führung für PSG erklärbar gewesen, die Mechanismen des neuen OM-Trainers Igor Tudor griffen noch kaum. Einzig die Paraden von Torwart Pau Lopez verhinderten die frühe Führung für den großen Dominator. Messi ließ mit einem schönen Freistoß in Minute 31 die Latte wackeln. Kurz vor dem Halbzeitpfiff eroberte Verratti den Ball im Mittelfeld, leitete die Kugel zu Mbappé weiter, der Neymar im Zentrum fand. Der Brasilianer erzielte das 1:0, es sollte der einzige Treffer im Spiel bleiben.

Beim ersten Duell von Tudor mit PSG wollte kaum etwas klappen
Beim ersten Duell von Tudor mit PSG wollte kaum etwas klappenAFP

Wenngleich der zweite Durchgang wesentlich ausgeglichener gestaltet war und gefährliche Torchancen rarer wurden: Einen großen Höhepunkt gab es noch. Marseille-Verteidiger Samuel Gigot holte mit einer brutalen Grätsche von den Beinen, zu Recht wurde der 29-jährige Franzose mit Rot vom Feld geschickt. Ein Beweis dafür, wie hitzig die Duelle zwischen den beiden Rivalen oft geführt werden. Es war bereits der dritte Feldausschluss in den letzten vier Aufeinandertreffen. Es ist davon auszugehen, dass auf Schiedsrichter Clément Turpin am Sonntag ebenfalls viele knifflige Entscheidungen warten.

Wie wichtig der Sieg am 11. Spieltag war, beweist ein Blick auf die Tabelle: aktuell hält PSG bei fünf Punkten Vorsprung auf das zweitplatzierte Marseille. Weitere drei Punkte würden die Truppe von Christophe Galtier zumindest auf nationaler Ebene auf Titelkurs bringen. Für Galtiers Reputation wäre das enorm wichtig, sollte man in der Champions League an den Bayern scheitern, benötigt er jedes positive Argument, um seinen Job behalten zu dürfen. 

8. Februar 2023, Marseille vs. PSG 2:1

Bemerkenswert: Marseille schießt doppelt so oft aufs gegnerische Tor wie der große Favorit

Denn im Coupe de France ist PSG bereits ausgeschieden. Vor knapp drei Wochen sorgte Marseille für ein großes Ausrufezeichen, schlug PSG 2:1. Es war der erste volle Erfolg in den letzten 26(!) Spielen gegen die verhassten Hauptstädter. Paris war gezwungenermaßen ohne den verletzten Mbappé angetreten.

 Die Abwehr von Olympique stand absolut sattelfest, nur dreimal schossen die Gäste aufs gegnerische Tor. Zweimal parierte Pau Lopez, das einzige Tor für PSG hatte Sergio Ramos in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielt. Es war der Ausgleich, in Minute 31 hatte Alexis Sanchez per Strafstoß den ersten Treffer erzielt. Den hatte eben erwähnter Ramos verschuldet. Ruslan Malinovskiy erzielte in der 57. Minute das 2:1, in der Schlussphase entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel.

Der Siegestorschütze im Pokal: Ruslan Malinovskyi
Der Siegestorschütze im Pokal: Ruslan MalinovskyiAFP

Lionel Messi vergab in der 79. Minute die große Chance auf den Ausgleich, traf das Tor aus guter Position nicht — somit versemmelte er selbst die große Chance, die einzige ihm in seiner Sammlung noch fehlende Trophäe einzuheimsen. In seiner Karriere konnte er bislang jeden Wettbewerb gewinnen, an dem er je teilgenommen hat. Außer den Coupe de France.